Impfungen gegen Kinderkrankheiten –Schutzwirkung überwiegt Risiken

Kinderkrankheit ist eigentlich ein unzeitgemässer, veralteter Begriff. Die Kinderkrankheiten heissen Kinderkrankheiten, weil sie so ansteckend und verbreitet waren, dass jedes Kind sie bei Kontakt mit den Erregern sofort bekam, und nicht, weil sie so harmlos sind oder sie nur Kinder bekommen können! Die Erwachsenen waren, falls sie es überlebt hatten, dann immun, eine Alternative zum Durchmachen der Krankheit, wie es sie heute dank Impfungen für viele Kinderkrankheiten gibt, gab es ja nicht. Auch heute gibt es nicht gegen alle Erreger hochansteckender Krankheiten Impfungen-aber es kommen hin und wieder neue hinzu. Sind diese denn auch wirklich empfehlenswert und risikoarm?
Die meisten ja-es ist eine gute Sache, wenn wir einigen Krankheitserregern die Opfer soweit entziehen können, dass sie praktisch aussterben.  Besonders solchen, die lebensbedrohliche Auswirkungen haben oder bleibende Schäden verursachen können, und dazu gehören die meisten Kinderkrankheiten.
Aber der Nutzen von Impfungen muss deren Risiken überwiegen; damit sie sinnvoll sind. Dieses Verhältnis von Nutzen zu Risiken sollte man für jede Impfung abwägen.

Man kann den Gesundheitsbehörden und Ärzten in ihren Empfehlungen folgen, die normalerweise auf sorgfältigen Entscheiden beruhen. Gesundheitsbehörden haben jeweils die neueste wissenschaftliche Information- und sie prüfen diese auch. Man kann dennoch auch selbst etwas nachrecherchieren und sich informieren. Hier eine kleine Grundlage mit Basis-Infos zu den einzelnen Krankheiten und in der Schweiz empfohlenen Impfungen und Fakten dazu:

  • DTPa-IPV/Hib: fünffache Impfung gegen Diphterie, Tetanus, Keuchhusten, Polio, Haemophilus influenzae Bakterium Typ b:
    Diphterie-dank Impfung in unseren Breitengraden fast ausgerottet, in Russland oder Nordafrika zum Beispiel noch präsent. Eine Infektion führt in etwa zehn Prozent der Fälle zum Tod.
    Tetanus/Starrkrampf-Bakterien kommen überall vor, z.B. in der Erde, im Strassenstaub, und können schon durch eine kleine, unbemerkte Verletzung in den Körper gelangen. Bei Ansteckung kann die Krankheit in 25 Prozent der Fälle tödlich enden.
    Pertussis/Keuchhusten ist insbesondere für Säuglinge im ersten Lebenshalbjahr gefährlich, da sich der Keuchhusten bei ihnen in Atemstillständen äussern kann. Die Behandlung mit Antibiotika verläuft nicht immer erfolgreich. In einem von 1000 Fällen verläuft die Infektion tödlich.
    Polio/Kinderlähmung: Das Virus ist in Europa praktisch ausgerottet (dank Impfung). Es kommt aber noch in einigen afrikanischen und asiatischen Ländern vor. Bei rund 1 Prozent der angesteckten Personen kommt es zu Lähmungen, und die Krankheit kann auch tödlich verlaufen. Es gibt keine Medikamente zur Behandlung.
    Haemophilus-Bakterien liessen vor der Impfung jedes 500. infizierte Baby schwer erkranken und führten zu Hirnhaut- oder Kehldeckelentzündung. Letzteres zieht Erstickungsgefahr nach sich. Es gibt Antibiotika dagegen, die aber nicht in allen Fällen genügend wirksam sind.

Die DTPa-IPV Komponente dieser fünffach-Impfung enthält Aluminiumhydroxid. Die Impfung gibt es auch als sechsfache Impfung, zusätzlich mit Hepatitis B Komponente.
Häufig treten bei diesen Impfstoffen leichte Nebenwirkungen wie Fieber, lokale Reaktionen, Reizbarkeit auf. Ein Zusammenhang der Impfung mit Meningitis, Paralyse, Enzephalitis, Enzephalopathie, Neuropathie, Neuritis, Hypotension, Vaskulitis, Lichen Planus, Erythema, Arthritis, Muskelschwäche, Guillain-Barré Syndrom, Allergien und Thrombozytopenien konnte nicht bestätigt werden.

  • MMR:  Mumps Masern Röteln Dreifachimpfung:
    Der Mumps-Virus kann Gehirnentzündung (Enzephalitis) sowie bei Jungs Unfruchtbarkeit verursachen.
    Masern lösen bei jedem tausendsten Kind eine Gehirnentzündung aus. Von diesen schweren Fällen bleiben einige behindert, und zwanzig Prozent sterben. Als Komplikationen können auch Lungenentzündung, Mittelohrentzündung sowie Infektionen des Kehlkopfes und der Luftröhre auftreten.
    Röteln sind für Schwangere bzw. ungeborene Babies sehr gefährlich.
    Durch die MMR-Kombi-Impfung können in seltenen Fällen Fieberkrämpfe auftreten bzw. das Risiko dafür ist während einiger Tage erhöht. Selten heisst, dass weniger als ein Kind von tausend betroffen ist. Ein Zusammenhang der Impfung mit Hirn- und Hirnhautentzündungen ist nicht komplett auszuschliessen. Diese schweren Komlikationen treten aber impfstoffbedingt nur alle 3 Millionen Impfungen auf, d.h. viel seltener als dies durch die Ansteckung mit Masern passiert. Ähnliches gilt für die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), eine schwere Komplikation, die impfbedingt 1-mal auf eine Million Kinder auftreten kann, im Falle der Infektion mit Masern aber 6 bis 22-mal häufiger.
    Einen Zusammenhang der MMR-Impfung mit Krankheiten wie Autismus, Asthma, Leukämie, Diabetes Typ I, Morbus Crohn, demyelinisierenden Erkrankungen, Heuschnupfen, Gehstörungen, anderen bakteriellen oder viralen Infekten gibt es hingegen nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht.
    Die MMR-Impfung enthält weder Quecksilber (Thiomersal) noch Aluminium.

Zusätzlich möglich sind untenstehende Impfungen. Sie gehören nicht zu den empfohlenen Basis-Impfungen, und werden einem daher von Kinderarzt vielleicht nicht so dringend ans Herz gelegt. Man sollte aber für seine Kinder auch die Nutzen-Risiko-Überlegung für die folgenden Impfungen anstellen:
Pneumokokken sind bakterielle Krankheitserreger, von denen es (leider) mehrere gibt. Rund 23 Typen davon sind für Erkrankungen wie Hirnhautentzündungen, Blutvergiftungen, Lungen- und Mittelohrentzündungen verantwortlich. Die Impfung ist seit 2015 zugelassen und schützt gegen 13 der Bakterientypen mit 75 bis 90-prozentiger Wirksamkeit. Nach den Haemophilus-Bakterien sind Pneumokokken die zweithäufigste Ursache für schwere bakterielle Infektionen bei Kleinkindern.
Die Impfung löst bei 1-7 Prozent der Kinder Fieber aus, und kann unter Umsständen einen Fieberkrampf auslösen. Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten (1-mal auf
100 000 bis 1 000 000 Impfungen), aber in dieser Häufigkeit kann ein Zusammenhang des Impfstoff mit Arthralgien, Arthritis, und einigen Nervenkrankheiten wie dem Guillain-Barré-Syndrom nicht völlig ausgeschlossen werden. Die Impfung enthält Aluminiumphosphat.
Für Kinder ab 2 Jahren und Erwachsene gibt es auch einen Impfstoff, der gegen alle 23 Bakterientypen aktiv ist.

Meningokokken sind ebenfalls Bakterien, die Hirnhautentzündungen und Blutvergiftungen auslösen können. Auch sie kommen in verschiedenen Gruppen vor -die Impfung schützt gegen die Typen C, zu 83 bis 98 Prozent. Meningokokken-Infektionen müssen im Spital mit Antibiotika behandelt werden, können sich innert Stunden stark verschlechtern und auch tödlich enden.
Nach der Impfung treten leichte Nebenwirkungen wie geringes Fieber, Reizbarkeit, Schläfrigkeit oder Appetitlosigkeit als auch örtliche Reaktionen wie Schwellung, Schmerzen und Rötung relativ häufig, bei 1-4 von 20 Kleinkindern auf. Das Fieberkrampf-Risiko ist auch bei dieser Impfung für einige Tage leicht erhöht. Ebenso sind vorübergehende Muskel- und Gelenkschmerzen recht häufig. Sehr selten kommen andere vorübergehende Nervenstörungen wie Ohnmachtanfälle vor. Die verfügbaren Impfstoffe enthalten Aluminiumverbindungen.
Hepatitis B ist nicht hochansteckend, nur über Blut und Geschlechtsverkehr. Daher eigentlich nur für Babys nötig, deren Eltern infiziert sind. Für Erwachsene, wenn sie in Gebiete reisen, in denen das Virus häufig ist. Das Virus bricht bei einer von zehn infizierten Personen aus und führt zu Lebererkrankungen.

ALLE Kinderkrankheiten können auch ungeimpfte oder nie erkrankte Erwachsene infizieren und sich über diese weiterverbreiten. Bei Erwachsenen verlaufen die Kinderkrankheiten sogar häufig schlimmer. Auch aus ganz egoistischen Gründen sollten Sie daher ihren Impfschutz bezüglich MMR, DT, und Polio/IPV überprüfen. Falls Sie mit Babys viel Zeit verbringen, sollten Sie sich gegen Keuchusten impfen lassen. Überlegen Sie sich auch, ob eine Impfung gegen Zeckenenzephalitis und Hepatitis B eventuell für Sie empfehlenswert ist.

In der Schweiz gibt es keine Impfpflicht, nur Empfehlungen. Bei der Entscheidung sollte man auch das Gemeinwohl im Auge behalten. Wenn man die Verbreitung einer hochansteckenden und gefährlichen Infektion in Kauf nimmt, trägt man auch dafür Verantwortung, nicht nur für das Erkrankungsrisiko von sich selbst oder der eigenen Familie. Menschen mit eingeschränktem Immunsystem, Schwangere und Stillende haben die Wahl für oder gegen eine Impfung meist nicht -sie sind daher darauf angewiesen, dass die Krankheiten sich gar nicht erst ausbreiten. Wenn alle, denen es möglich ist, sich impfen lassen, ist die ganze Gemeinschaft (z.B. ein ganzes Land) vor dieser Krankheit geschützt -und diese wird unter Umständen ausgerottet. Die Entscheidung für oder gegen Impfungen sollte daher keine rein individuelle sein.
Langweilig wird es dem Immunsystem durch Impfungen nicht, da genug Krankheitserreger übrigbleiben, die ständig neue geographische Gebiete erobern.. und es auch noch genug Kinderkrankheiten gibt, gegen die keine Impfung existiert. “Das Immunsystem trainieren“ kann/muss man z.B. noch mit Scharlach, Ringelröteln, Hand-Fuss-Mund-Krankheit, Dreitagefieber, …

Alumimiumverbindungen sind in einigen Impfstoffen enthalten. Sie führen bei ihrem Einsatz zu einer verstärkten Reaktion des Immunsystems. Die Mengen sind sehr klein. Aktuell sind in drei der für Kinder empfohlenen Impfungen je 0.125-0.82 mg Aluminium enthalten. Aktuell spricht die Nutzen-Risiko-Analyse für die Impfstoffe –trotz mimimem Metallgehalt. Aluminium ist kein
Schwer-, sondern ein Leichtmetall. Man findet es natürlicherweise in Mengen von 50 bis 150 mg im menschlichen Körper. Über die Nahrung aufgenommenes Aluminium wird über den Urin wieder ausgeschieden. Dasselbe passiert mit den Aluminiumverbindungen aus den Impfungen: sie werden grösstenteils wieder ausgeschieden, 1 oder 2 Prozent allerdings verbleiben im Körper; das ergibt eine Gesamtaufnahme an Aluminium durch Impfungen im Laufe eines Lebens von höchstens 0.5 mg. Lebenslang aufgenommen wird eine Menge von etwa 35 mg Aluminium- da erscheint der Anteil von 0.5 mg sehr gering.
Studien zeigen, dass kein Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen und Allergien besteht. Dennoch ist nicht absolut klar, ob
1. Aluminiumverbindungen in Impfstoffen wirklich unersetzbar sind und
2. wenn ja, ob sie wirklich harmlos sind: Ein möglicher Zusammenhang von Aluminium mit Alzheimer kann derzeit nicht restlos ausgeschlossen werden.

Thiomersal, eine Quecksilberverbindung, ist als Konservierungsstoff (noch) in einigen Impfstoffen enthalten. Aus Impfstoffen für Kinder unter 6 Jahren wurde Thiomersal allerdings bereits verbannt, und ein Zusammenhang mit Autismus ist wissenschaftlich widerlegt.

Pseuoinfoberichte wie sie unter www.impfentscheid.ch zu finden sind,  führen ein zeitgleiches Auftreten von beliebigen Ereignissen als Beweis dafür an, dass es zwischen den Ereignissen einen Zusammenhang gibt. Das muss jedem einigermassen kritisch denkenden Menschen seltsam vorkommen. Denn so liessen sich ja unzählige Zusammenhänge herstellen und als bewiesen deklarieren. Zum Beispiel könnte man dann auch behaupten, dass Computer für Diabetes verantwortlich sind, weil es seit Erfindung des Computers eine Anstieg in Diabeteserkrankungen gab, oder Autos seien für Enzephalitis verantwortlich, weil es seit es Autos auf der Strasse gibt mehr Hirnentzündungen gibt. Solche Behauptungen lassen zudem keinen Raum für die sorgfältige Suche nach den tatsächlichen Auslösern für diese Krankheiten.

Infoquellen:
zur Beurteilung von Medikamenten und medizinischen Massnahmen:
Cochrane Collaboration, http://www.cochrane.org/CD004407/ARI_using-combined-vaccine-protection-children-against-measles-mumps-and-rubella
2. wissenschaftliche Publikationen über medizinische Studien: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmedhealth/?term=vaccines+childhood
3. übersichtliche Basis-Infos zu den einzelnen Kinderkrankheiten und Impfstoffen: PharmaWiki, z.B. http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=MMR-Impfung
4. für genaue Angaben zu Inhaltsstoffen der Impfungen, ihren Risiken und Häufigkeit von durch die Impfung ausgelösten Nebenwirkungen:
http://www.compendium.ch, und dann die Fachinformation anklicken, enthält viel Fachchinesisch, ist aber einigermassen entzifferbar.z.B. https://compendium.ch/mpro/mnr/27674/html/de
5. Bei Infovac kann man nachschauen, welche Impfstoffe Aluminium enthalten. Zusätzlich kann man auf dieser Beratungsstelle, die mit wissenschaftlichen Belegen arbeitet, direkt Fragen stellen, die von Kinderärzten und Infektiologen innert 2 Tagen beantwortet werden:
https://www.infovac.ch/de/impfstoffe/evidenz-oder-behauptungen

Energiegesetz JA oder NEIN?

Morgen wird in der Schweiz über das Energiegesetz abgestimmt.

Ich bin zu sehr Wissenschaftler, um Politik zu mögen. Politik erscheint mir fast wie ein Gegensatz zu Wissenschaft. Denn ich glaube, dass Wissenschaftler sich mehrheitlich darum bemühen, die Wahrheit herauszufinden und wahrheitsgetreue Informationen zu liefern, während es Politikern häufig nur nebensächlich um Wahrheit geht. Oder sie wird sogar komplett verleugnet, wie von Trump(el). Deswegen hätte ich am liebsten “Energiegesetz JA oder NEIN?” weiterlesen

Kacke -das neue Gold?

Zu Tausenden leben sie in unserem Darm (und unseren Fäkalien). Da wuseln die Winzlinge, spalten Nahrungsfasern für uns auf, spucken Gase aus, produzieren eine Menge Chemikalien. Die Rede ist von unseren Darmbakterien. Wer hier eine ausgewogene Gemeinschaft einzelliger Lebewesen “Kacke -das neue Gold?” weiterlesen

March for Science Spruchbänder: Oh Trump(els), denk(t) noch mal scharf nach

denn..

Wir brauchen Denker, keine Leugner

Ohne Wissenschaft ist alles nur Fiktion

Das Schöne an Fakten: sie sind nachprüfbar

Logik, Fakten, und Argumentation -die Säulen einer freien Gesellschaft

Wissenschaft oder wieder auf die Bäume

Es gibt keine Alternative zu Fakten

Die Klimaveränderung ist keine Legende

„Treibstoff zum Handeln“

Buchneuerscheinungen 2016:
“Confidence Code“ von Katty Kay und Claire Shipman

Die beiden Reporterinnen Katty Kay und Claire Shipman sagen in ihrem Buch “Confidence Code“ konkret, was Selbstvertrauen ist, wie es entsteht und wie es erhöht werden kann.

Die beiden Journalistinnen beherrschen ihren Job: aktuellste Informationen aufzuspüren, zusammenzustellen und als Geschichte zu erzählen. In dem Fall eine lange Geschichte, ein Buch. Nach der Lektüre des Buches sieht man den Schwankungen im eigenen Selbstvertrauen etwas gelassener entgegen, und man kennt Mittel und Wege, sein Selbstvertrauen zu stärken und sogar, stärkeres Selbstvertrauen der nächsten Generation zu fördern.
Die enthaltenen Informationen sind fundiert und entstammen den allerneusten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Für ihre Recherche durchquerten Kay & Shipman ganz Amerika, sprachen mit Neurowissenschaftlern, Affenforschern, Genetikern, Christine Lagarde und einer Handvoll anderer beruflich sehr erfolgreicher Frauen.

Verschiedene Definitionen von Selbstvertrauen
In der ersten Hälfte des Buches geht es um das Selbstvertrauen an sich: was ist es denn nun genau, wie wird es bestimmt, und wie äussert es sich? Die Definitionen, Betrachtungsweisen und Tests selbst der Fachleute gehen hier ein wenig auseinander, deshalb werden verschiedene Ansätze diskutiert.
Trotz der beeindruckenden Gewandtheit, mit der die Autorinnen die wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Selbstvertrauen weitergeben, ist das Buch nicht im Mindesten abgehoben. Denn die Autorinnnen berichten ganz offen auch über ihre eigenen Erfahrungen und Gefühle. Man fühlt sich mitgenommen und nahe herangeholt: als Leser kommt man mit auf den Roadtrip, kann sich die Gesprächspartner vorstellen und bangt mit den Journalistinnen, wenn diese auf die Ergebnisse ihrer Gentests warten. Denn die Gene beeinflussen das Selbstvertrauen womöglich zu 50 Prozent. Was aber nicht heisst, dass diese 50 Prozent unveränderbar wären..

Männer haben 20 Prozent mehr Selbstvertrauen im Vergleich zu Frauen
Nach der ersten Hälfte, in der es darum geht, Selbstvertrauen fassbar zu machen, wird im Buch der kleine Unterschied erläutert -der kleine Unterschied von 20%, den Männer und Frauen offenbar im Generellen im Selbstvertrauensniveau haben. Bei allen möglichen Tests, bei denen es um Selbstvertrauen geht, tritt dieser Unterschied von rund 20 Prozent zutage, und er lässt sich NICHT genetisch erklären. Zweifeln Männer im Generellen weniger an sich? Ja. Zumindest gehen sie den Zweifeln an der eigenen Leistung nicht so schonungslos auf den Grund wie Frauen. Sie blenden Kritik aus, zaudern nicht lange und wälzen sich wegen unterlaufenen Fehlern kaum im Nachhinein schlaflos im Bett.
Gewisse psychologische Untersuchungen legen sogar nahe, dass eine Person einen umso höheren sozialen Status hat, je übersteigerter ihr Selbstvertrauen ist und je schamloser sie vorgibt, mehr zu wissen, als tatsächlich der Fall ist. Im Arbeitsumfeld bedeutet das, dass womöglich die am wenigsten kompetenten Leute den grössten Einfluss und Respekt geniessen und viel häufiger befördert werden als ihre kompetenteren Kollegen. Muss man also ein Idiot sein, um Selbstvertrauen zu besitzen? Die Autorinnen deuten diesen frustrierenden Schluss zum Glück um: nein, aber es ist unabdingbar, nebst Kompetenz auch Selbstvertrauen zu besitzen, um erfolgreich in dem zu sein, was man tut.

Gehirnunterschiede zwischen Männern und Frauen
Der Buchteil, in dem es um Hirnforschung geht, ist für weibliche Leser dann doch etwas frustrierend, zumindest empfanden es die Reporterinnen selbst und auch ich so: denn es gibt offenbar tatsächlich Unterschiede in den Gehirnen von Männern und Frauen. Signifikante. So gerne man das auch leugnen würde, so sehr einem diese Ergebnisse gegen den Strich gehen, und so zögerlich die Ergebnisse auch bisher veröffentlicht werden. Diese Forschungsergebnisse sind noch vorläufig und keinesfalls abgeschlossen, aber Gehirnunterschiede führen dazu, dass Frauen mehr grübeln, sich mehr sorgen, weniger gut abschalten können. Und das macht es für Frauen vielleicht wirklich schwieriger, zu handeln. Denn die für mich einleuchtendste Definition von Selbstvertrauen aus dem Buch: “es ist das Zeug, das Gedanken in Handlungen umwandelt.“ Etwas in Angriff zu nehmen, statt nur darüber nachzudenken. Womit wir auch bei den Strategien fürs Selbstvertrauenstraining sind: Schnell scheitern, zum Beispiel. Heisst ohne Zögern etwas ausprobieren und damit womöglich scheitern und sich sagen, ok, was gelernt. Scheitern als einen Schritt nach vorn begreifen. Denn es gibt nur einen Weg, sich das nötige Selbstvertrauen für egal was anzueignen: es einfach zu versuchen, selbst wenn man glaubt, dass es die eigenen Fähigkeiten übersteigt.

Mehr blaue Planeten?

Ein Planetensystem in unserer Galaxie, auf dem möglicherweise die Voraussetzungen für Leben gegeben sind! Sollte es tatsächlich vermehrte Hinweise auf Leben geben, wäre eine bemannte Mission zu so einem Ziel sehr reizvoll -aber leider auch sehr unrealistisch.

Alle Medien haben aufgeregt darüber berichtet -vor gut zwei Wochen ist die Entdeckung von sieben erdähnlichen Planeten in einem nicht allzu weit entfernten roten Zwergsystem- bekannt gegeben worden. “Mehr blaue Planeten?” weiterlesen

Möchtegern-Marsianer vor!

Natürlich hat Elon Musk die grösste Rakete. Musk und Anhänger möchten demnächst zum Mars fliegen. Nur zu!

Wissenschaftliche Gründe für die bemannte Fahrt zum Mars gibt es kaum. Wichtige Erkenntnisse wurden bisher ausschliesslich durch unbemannte Raummissionen gewonnen. Und diese kosten auch nur einen Bruchteil der geschätzten 100 Milliarden USD (Minimum) für eine bemannte/befraute Marsmission. “Möchtegern-Marsianer vor!” weiterlesen

„Die Ästhetik von Quasikristallen hat mich sehr angesprochen“

Wieso sollte man sich mit Quasikristallen befassen? Sind diese nur schön und seltsam, oder haben sie eine grössere Bedeutung? Ein Gespräch darüber mit Sofia Deloudi.
Kristall und Quasikristall: In einem Kristall sind die Atome in einem dreidimensionalen Muster angeordnet, das sich wiederholt (periodisch ist). Die Atome ordnen sich in Struktureinheiten an, die sich mit den Backsteinen einer Mauer vergleichen lassen: rückt man an der Mauer ein Stück weiter, oder geht auf die andere Seite, sieht sie wieder gleich aus, mit derselben Anordnung der Backsteine. Wegen dieser Periodizität sind Kristalle dann auch auf eine gewisse Art und Weise symmetrisch: dreht man einen Kristall zum Beispiel um 180 Grad (das entspricht dem “auf die andere Seite der Mauer gehen“), sieht er wieder gleich aus. Macht man das noch einmal, ist er wieder mit sich selbst identisch. Die alte Kristalldefinition erlaubt nur 2-,3-, 4- und 6-fache Drehungen/Rotationsymmetrien, da die Mauer auch wieder gleich aussehen muss, wenn man “an ihr weiterläuft“. Als Dan Shechtman 1982 einen Kristall mit 5-facher Rotations-symmetrie, den ersten Quasikristall, entdeckte, musste die Definition modifiziert werden: jedes Material, in dem die Atome geordnet vorliegen, ist ein Kristall, auch wenn sich die Anordnung der Atome nicht periodisch wiederholt.

Frau Deloudi, was genau sind Quasikristalle?
In einem Kristall sind die Atome periodisch angeordnet, das ist es, was einen Kristall ausmacht. Demnach sind alle üblichen Steine und Metalle kristallin, nicht nur Bergkristalle oder Diamanten. Diese Ordnung kann man sich vorstellen wie die Backsteine einer Mauer. Jedes Atom weiss genau, wo es sitzen muss. Bei einem Quasikristall sind die Atome auch geordnet, aber eben nicht periodisch. Nur wenn man mehr als drei räumliche Dimensionen annimmt, ist auch ein Quasikristall periodisch. Wenn diese höherdimensionalen Modelle wieder auf die physikalischen drei Dimensionen gebracht werden, deckt sich das Ergebnis mit den Experimenten, [die mit Quasikristallen gemacht werden]. Nach der Entdeckung der Quasikristalle musste neu definiert werden, was man unter einem Kristall versteht.

Was ist das Spezielle an Quasikristallen?
Dass man mehr als drei Dimensionen braucht, um sie so einfach wie möglich zu beschreiben! Die philosophischen Implikationen, die sich daraus ergeben: wieso brauchen wir mehr als drei Dimensionen, um gewisse Eigenschaften der Natur zu beschreiben? Hat das tatsächlich etwas mit der Beschaffenheit der Natur zu tun? Oder ist es nur eine Frage der Mathematik?

Apropos Mathematik, wie lassen sich diese mathematischen Konzepte illustrieren?
Der Computer rechnet mit fünf oder sechs Dimensionen und macht dann wieder einen Schnitt auf drei. Die Bilder, die daraus entstehen, entsprechen Modellen von echten Quasikristallen. Sie beschreiben Aufbau und Zusammensetzung der Quasikristall. (siehe zwei Beispiele oben.)

Wieso lohnt es die Mühe, sich mit Quasikristallen zu befassen?
Es ist Grundlagenforschung. [Das heisst, es geht darum, grundsätzlich mehr über die Funktionsweise der Natur herauszufinden.] Es ging mir aber auch um Ästhetik. Die Schönheit dieser mathematischen Modelle und der daraus hervorgehenden Bilder hat mich durchaus auch angesprochen.

Die Gemeinde der Quasikristallforscher ist klein. Wieviele Leute auf der Welt befassen sich damit?
Ein paar Hundert.

 Es ist also ein sehr familiäres Umfeld.
Ja, man kennt sich. Es gibt aber dennoch etwa 12´000 Publikationen zu dem Thema, und wissenschaftliche Differenzen unter den Forschern gibt es auch (lacht).

 Dan Shechtman, der 2011 den Nobelpreis für Chemie für die Entdeckung von Quasikristallen bekam, kann davon ein Lied singen. Zwei Jahre lang, von 1982 bis 1984, wurde seine Entdeckung von Kollegen grundsätzlich angezweifelt.
Er hat der Qualität seiner Daten vertraut und erkannt, dass die nicht zur damaligen Theorie passten. Er hatte Mut. Er ist ein Paradebeispiel dafür, wie Wissenschaftler denken sollten.

 Ihre Modelle von Quasikristallen [die Bilder] wurden vom Nobelpreiskomitee für den offiziellen Hintergrundartikel zum Nobelpreis in Chemie 2011 verwendet. Wie haben Sie sich da gefühlt?
Ich war sehr überrascht. [Freudig.] Ich verspürte auch ein gewisses Bedauern darüber, dass die Quasikristalle nicht schon einige Jahre früher so viel Aufmerksamkeit erregten. Dann hätte ich vielleicht noch weitergeforscht. Für mich war der Zeitpunkt dann ein bisschen spät, ich hatte damals gerade den Vertrag für meinen jetzigen Job unterschrieben.

 Wie wird sich dieses Forschungsgebiet Ihrer Meinung nach entwickeln?
Der Hype ist vorbei, glaube ich. Grundlagenforschung ist generell schwierig zu finanzieren, wenn es wenig Anwendungen gibt. Superharte Materialien durch Beimischungen von Quasikristallen sind eine Anwendung. Davon abgesehen gibt es wenige.

Sie sind im High-Tech-Bereich in der Industrie tätig, aber nicht mehr in der Forschung. Wie stehen Sie heute generell zu Wissenschaft und Forschung?
Es gibt Themen, die ich immer noch sehr interessiert verfolge. Vor allem Teilchen- und Astrophysik. Fragen wie ´Stimmt die Allgemeine Relativitätstheorie? Gibt es dunkle Materie? Die Entstehung des Universums?` Wenn zu solchen Fragen dann Experimente kommen, die wieder alles auf den Kopf stellen, finde ich das interessant.

Sofia Deloudi hat Physik und Chemie studiert. In ihrer Doktorarbeit befasste sie sich mit mathematischen Modellen von Quasikristallen. Sie hat zahlreiche Fachartikel dazu veröffentlicht sowie ein Buch über Quasikristalle geschrieben.

Essen blau machen

Für Genuss und Optik Essen in blau kreieren? Einen „natürlichen“ Regenbogenkuchen fabrizieren? Das war bis auf die blaue Biscuitscheibe nicht so schwierig..
Wir nahmen Randensaft für die rote, Kurkuma für die gelbe, eine Mischung der beiden für die orangefarbene, Matchapulver für die grüne “Essen blau machen” weiterlesen

Blaue Laser erst etwa 20 Jahre alt

Blaue Laser konnten erst um 1996 realisiert werden- viel später als rote Laser, die es seit 1960 gibt.

Wer aber hat sie erfunden? Und was machte die Erfindung von blauen Lasern soviel schwieriger als beispielsweise rote? Und wie unterscheiden sich blaue Laser von blauen Leuchtdioden (LEDs)? “Blaue Laser erst etwa 20 Jahre alt” weiterlesen